Adventszeit im Baumhaus

Die Sonne sinkt, der Abend naht. Schon im Pyjama steckend stopft ein Geschwisterpaar eifrig einen halben Schoko-Nikolaus, vier Mandarinen, drei dicke Weihnachtsbücher, eine Packung Spekulatius und zwei zerzauste – weil sehr geliebte – Kuscheltiere in eine große Tüte. Mathilde und Carl stapfen in die kalte Winternacht. Ein mit Daunendecken verhüllter Papageist und ein mit einem Geschirrkorb klapperndes Mamagespenst folgen. Dabei segelt ein kleiner Zettel vom Esstisch  auf den Boden. „Heute übernachten wir im Baumhaus“ steht darauf geschrieben.

Vier weiße Lichtkegel schwenken in der Dämmerung suchend umher, treffen sich auf einem Baum. Leuchten nach oben, finden eine Tür. „10. Kästchen“ steht in silberner Glitzerschrift auf ihr. Dahinter kuschelt sich ein Baumhaus an den Walnussbaum, als wolle es sich dort wärmen. Der Kleinste öffnet die Tür und tritt ein. Atmet tief Holzluft ein, legt schnell die Schuhe ab. Drei Schuhpaare folgen.

Im gemütlichen Leseerker bildet sich rasch ein wilder Familienknäuel. Aus ihm raunen angenehme Stimmen die spannendsten Weihnachtsgeschichten. Ab und zu raschelt und knurpst es unter der Decke. Bald werden die acht Augen stetig kleiner, der Atem ruhiger.

Gezähmt vom Tag klettern die Kinder hinauf in ihre Schlafloft, schlüpfen unter weiße Decken, träumen einen bunten Traum. Ihre Hitze lässt die Eisblumen am Fenster schmelzen.

Der Nebel steigt, der Morgen graut. Auf dem Krähennest pickt ein Vogel nach Futter.